Letti war sich absolut nicht sicher, ob sie es überhaupt will. Aber hat jemand sie danach gefragt? Niemals und vor allem keiner. Ihr Bruder und ihre Maman haben sich um alles gekümmert. Seitdem sie das Internat verlassen hatte, war sie sich selbst nicht einmal für eine Minute überlassen. Maman war sogar derart aufdringlich, dass sie der armen Paulette zwei Zofen zur Verfügung stellte. Nicht, dass es unüblich war. Es war einfach zu ungewohnt. Nach all diesen Jahren im Internat sich als eine Puppi-Prinzesschen zu fühlen. Es fehlten nur die rosa Plüschfeder und ein Diadem. Das Schlimme war jedoch, dass keiner mit Paulette darüber sprach.
Ihre Mutter kam einfach in ihre privaten Zimmer und legte Flugkarten auf den Tisch. Sie soll reisen. Allein. Ohne Bruder. Nur mit ein paar Begleitpersonen, die Angestellte der Familie Capet sind. Es war alles zu geheimnisvoll, zu eigenartig. Sogar die Koffer wurden ohne ihre Einwilligung gepackt. Paulette wußte nicht einmal, was in den Koffern für Kleider liegen. Schnell hat sie noch eine Reisetasche mit ihren persönlichen Gegenständen zusammengestellt und heimlich zu den anderen Koffern gestellt. Maman und Bruder brachten sie zum Flughafen und jetzt.. jetzt sitzt sie in einem Flieger und weiß nicht einmal wohin sie fliegt. Mehr Pech gibt es nicht. Paulette wünschte vom ganzen Herzen, dass das gesamte Flugzeug mit über 250 Menschen und ihr selbst ins Meer stürzte und sie tot zum Fischfutter wird.
Lilly gab ihr einen Briefumschlag. Wahrschienlich hat ihr Bruder doch Mitleid mit seiner Schwester. Sie öffnete vorsichtig den Umschlag, als ob dort eine Schlange sein könnte. Ein paar Zeilen teilten ihr mit, dass sie nach Fuso fliegt. Sie wird dort empfangen und zur Botschaft gebracht. Outremer wird sich um seine Tochter kümmern, die sich für das Land und Kaiserreich opfert. Das war alles. Opfert? Paulette hat sich auf einem Altar liegend vorgestellt, mit den Fahnen, wo Pentagramme aufgezeichnet sind. Eine Gestalt mit dem Schädel und langen Hörnern hält den Dolch in der Hand. Paulette erschauerte genüßlich. Solche kitschigen Gedanken waren ihre Welt. Ihre geheime Welt.
also Fuso... War nicht vor kurzem der Kaiser bei uns zu Besuch? ich habe was davon gelesen. Sogar ein Foto war in der Zeitung abgebildet. Lilly, irgendwie freue ich mich jetzt ein wenig..
Lilly nickte schweigend. Das Flugzeug bereitete sich zu landen.