Präfekturkonferenz - Shū Hyōgi-kai

  • Präfekturkonferenz - Shū Hyōgi-kai

    Bitte melden Sie sich an, um diesen Anhang zu sehen.


    Der Saal der Shū Hyōgi-kai, der Präfekturkonferenz von Yezo, liegt im oberen Geschoss des Regierungsgebäudes von Dosanko – ein Raum aus Holz, Stein und Schweigen. Die Decke trägt das Gewicht alter Handwerkskunst: dunkle Balken, die in geometrischer Strenge gegliedert sind, als hielten sie nicht nur das Dach, sondern auch die Disziplin einer ganzen Provinz. Durch die hohen Fenster fällt das Licht vom Hafen herein, gedämpft und blass, ein Licht, das mehr prüft als wärmt. Draußen liegen Schiffe im Nebel, drinnen wartet Ordnung.


    In der Mitte ruht der schwere Konferenztisch, oval, makellos poliert, mit sieben Plätzen – sechs für die Präfekten, einen für den Gouverneur. Kein Bildschirm, kein Gerät stört das Bild, nur Mappen, Schreibfedern und das feine Rascheln von Papier, wenn jemand die Hand bewegt. Über dem Gouverneurssitz prangt das goldene Wappen Yezos, eine stilisierte Reisknospe, deren mattes Metall im Licht kaum spiegelt, sondern die Kraft des Nordens in sich hält.


    Hier werden keine großen Reden gehalten. Entscheidungen entstehen wie der Frost – langsam, lautlos, unumkehrbar. Der Raum selbst scheint zuzuhören, jedes Wort wird schwer, jede Pause bedeutungsvoll. Wer diesen Ort betritt, spürt, dass in Yezo Macht nicht gesprochen, sondern verwaltet wird – mit Präzision, Loyalität und der stillen Würde eines Reiches, das niemals laut sein muss, um gehört zu werden.

  • Der Saal roch nach kaltem Holz und feuchtem Papier. Durch die hohen Fenster, die auf die Hafenbecken von Dosanko hinausblickten, drang das matte Licht eines grauen Morgens. Draußen glitten Schiffe lautlos an den Kais entlang, und durch das Glas war das gedämpfte Heulen der Signaltöne zu hören – fern, beinahe sakral.


    Im Inneren herrschte jene makellose Geometrie, die Ordnung zu einer Kunstform machte: Wände aus dunklem Zedernholz, eingelassene Leuchtbänder unter dem Gitterwerk der Decke, kein Ornament, das nicht auch Funktion hatte. In der Mitte ruhte der lange, ovale Ratstisch aus poliertem Lackholz, bereit, sechs Präfekten zu empfangen.


    Über dem Gouverneursstuhl hing das Wappen der Provinz. Noch war der Platz leer, aber der Raum wartete.

  • Die Türen öffneten sich lautlos. Der Gouverneur Kiryū Masanobu trat ein – ein dunkler Mantel, das schmale Siegelband am Ärmel, die Haltung eines Mannes, der nicht redet, um gehört zu werden, sondern weil die Ordnung es verlangt.


    Die sechs Präfekten erhoben sich gleichzeitig. Das Rascheln ihrer Uniformen klang wie ein kollektiver Atemzug.


    Kiryū ging langsam an ihnen vorbei, nahm am Kopfende Platz – vor der Steinwand, auf der das Wappen in mattgoldenem Relief ruhte. Hinter ihm glomm es im Licht der Leuchtbänder, über ihm der hölzerne Raster der Decke, makellos.


    Der Sekretär des Sōmu-kyoku hob sein Tablet: „Im Namen Seiner Exzellenz des Gouverneurs von Yezo wird die erste Zusammenkunft des Yezo-shū Rengikai eröffnet. Die Präfekten der Bezirke Tadami, Ikeda, Nigoro, Saihōji, Waga und Dosanko sind anwesend. Tagesordnung gemäß Erlass Nr. 1 / Seibirei.“


    Kiryū nickte kaum merklich. Dann legte er die Hände auf den Tisch, über dessen Oberfläche sich ein Hologramm der Provinz in blassem Gold erhob.


    „Mit dem heutigen Tag endet das Provisorium.

    Wir stehen nicht unter Beobachtung – wir stehen in Verantwortung.

    Die Ordnung, die wir schaffen, soll nicht glänzen. Sie soll funktionieren.“

  • Die Projektion der Provinzkarte glitt als goldenes Licht über den Tisch, ließ auf den Gesichtern der Präfekten Schatten aus Linien entstehen.


    Okabe Chikanori aus Tadami – ruhig, analytisch – beugte sich über sein Terminal.

    Moriyama Haruto aus Ikeda schrieb mit Tinte in ein Buch; ein Anachronismus, stiller Widerstand gegen die totale Digitalisierung.

    Hayashida Midori aus Nigoro blätterte ruhig in einem schmalen Heft mit Werkstattnotizen; der Geruch von Papier und Seegras hing daran wie eine Erinnerung an das Hinterland.

    Kawanami Sachiko aus Waga saß unbewegt, das Gesicht aus Disziplin gebaut.

    Iwakura Renji von Saihōji trug die graue Robe der Klosterverwaltung, der Stoff matt im Licht, ein bewusstes Zeichen gegen Uniformierung.

    Aoyama Kōsuke, Präfekt von Dosanko, hielt den Blick zum Fenster – auf den Nebel, der über dem Hafen stand.


    Das erste Thema erschien auf den Tablets der Präfekten: Einrichtung eines zentralen Datenarchivs. Finger senkten sich auf Glas.


    Vier Stimmen dafür, zwei dagegen.


    Ein leises Summen bestätigte die Entscheidung, und über dem Tisch zog eine goldene Linie, die kurz aufleuchtete, dann erlosch.

  • Ein Moment Frost hing zwischen ihnen.

    Kiryū nahm den Füller zur Hand, klopfte einmal auf das Holz – kein Befehl, nur Erinnerung an Ordnung.


    „Wir brauchen beides. Eis ohne Feuer ist tot. Feuer ohne Eis verbrennt sich selbst. Yezo wird beides tragen.“

  • Der Schnee fiel nun dichter. Durch die Fenster lag das Hafenbecken im milchigen Licht, Kräne und Schiffe verschwammen zu Silhouetten. Im Saal war es still; nur das Summen der Datenleitungen, die sich unter dem Tisch verbanden, vibrierte leise im Boden.


    Auf dem zentralen Display erschien der letzte Eintrag:


    „Yezo-shū Rengikai – konstituiert am 31. Tag des 10. Monats im Jahre 2025.“


    Die Präfekten erhoben sich, verneigten sich voreinander und verließen den Raum, einer nach dem anderen, in der Reihenfolge des Protokolls.

    Ihre Spiegelbilder glitten über den glänzenden Boden wie Schatten einer alten Ordnung, die der neuen Platz machte.


    Kiryū blieb allein. Er trat an das Fenster, das Glas kalt gegen seine Hand. Im Wasser draußen glomm das Licht der Stadt; in der Scheibe spiegelte sich das goldene Provinzwappen hinter ihm.


    „Der Norden spricht leise,“ dachte er, „aber er vergisst nichts.“

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!