Der Honmiya-Tempel lag in der Hauptstadt Heijan-kyô. Hier hatte sich Odayaki Nobuyuki niedergelassen. Er war auf dem Weg seinen Unergebenen Hashiba Yoshiharu bei der Belagerung von Ariomi zu unterstützen. Doch seine Truppen brauchten eine Rast. Nobuyuki stand etwas abseits des Hauptgebäudes des Tempels und sah auf die Stadt herab, die dem Tempelberg zu Füßen lag.
"Bald schon wird ganz Heijan mir zu Füßen liegen." sagte er zu einem Diener, dem er seine Sakeschale hin hielt, um nachgeschenkt zu bekommen.
"Gewiss mein Gebieter, das wird es." der Diener musste sich Mühe geben den Sake nicht zu verschütten, was nicht so einfach war, denn die "Sakeschale" jagte ihm Angst ein. Es war der abgeschlagene Kopf eines Feindes von Odayaki. Der Daimyô empfand es als amüsant aus dem Schädel des verhassten Gegners zu trinken. Dem Diener gelang jedoch das Befüllen des "Gefäßes", ohne einen tropfen daneben zu gießen. Auf einen Wink seines Herrn hin zog er sich unter einer Verbeugung zurück.
Nobuyuki genoss die Aussicht. Jedoch immer wenn er sich auf einem Tempelberg befand musste er an die Belagerung von Berg Haruna denken. Verachtung zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Im Echzigo-Schrein auf dem Berg Haruna hatte sich die fanatische Religionssekte "Dô no Shinjitsu", also der Weg der Wahrheit, eine Abspaltung des Dai-Ordens, verschanzt, die den moderaten Kurs des Odayaki-Klans im Bezug auf die Namban und deren Religion ablehnten und so Nobuyukis Ziel der Vereinigung ganz Heijans im Wege standen. Und Hindernisse waren ohne jede Skrupel auszuräumen. Doch die Fanatiker waren gute Kämpfer, dass musste der Warlord ihnen lassen. Als es auch nach Zwei Jahren keine Anzeichen für einen Sieg gab, ließ er die Wälder des Berges Haruna anzünden und die Sekte ausräuchern. Jeder, egal ob Mann, Frau oder Kind, Flüchtling aus dem Tempel wurde von den Odayaki-Truppen niedergemacht. Zu sehr hatte die Dô-Sekte dem Nobuyuki Widerstand gelastet.
Seine Gedanken drifteten weiter in die Vergangenheit ab, bis in jene Zeit, in der alles Angefangen hatte. Damals wurde er noch "Nobuyuki, der Schwachkopf" genannt für seine Visionen, die er für das Land hatte. Schnell bemerkten diese Spötter aber, wie ernst es mit seinen Plänen war und wie erfolgreich er sie umsetzt.
Nobuyuki war ein unangepasster Kopf in dieser ach so geordneten Welt. Er war es , der auch Leuten wie Saru, die aus dem Bauernstand kamen und kaum mehr waren als einfache Fußsoldaten, die Möglichkeit bot ihre Talente zu verwirklichen und Aufzusteigen.
Er trank wieder einen Schluck, während er so in seinen Erinnerungen schwelgte. Er war seinem Ziel so nahe, bald würden alle Daimyô vor ihm das Knie beugen müssen...aber das war ihm nicht genug. Er würde eine Flotte bauen, dass selbst die Namban Stauen werden müssten und dann würde er anfangen die Welt unter seinem Mon zu einen! Ja so würde es sein.
Aufeinmal rannte sein getreuer junger Schützling Mori Nagahide heran. Atemlos erzählte er ihm, das Akechi, einer seiner Generäle mit seinen Truppen gegen den Tempel ziehen würde. Sie seien Zahlenmäßig dem Verräter unterlegen und säßen in der Falle. Nobuyuki brüllte vor blinden Hass auf...dieser Verräter.
"Nagahide, flieh, so lange du noch kannst."
"Nein mein Herr, mein Platz ist an eurer Seite".
Nobuyuki wusste, dass es keinen Ausweg mehr für ihn gab, er rannte zum Hauptgebäude zurück, schon hörte er das Kampfgeschrei und das Klingen der Schwerter, die aufeinander trafen. Er roch das Feuer, dem Verräter war es wohl gelngen bereits ein paar Gebäude anzuzünden. Ruhig betrat der brutale Kriegsfürst, der auch als der Dämonenkönig des sechsten Himmels bekannt war, das Gebäude. Lebend würde er diesem Wurm Akechi sicher nicht in die Hände fallen. Er zog sein Tanto und rammte es sich in den Bauch. Seine Getreuen um ihn herum taten es ihm gleich.